WORUM geht´s
Wie alles bei 3.0 sind auch die Seminare zur Traumaarbeit konsequent an therapeutischen und neurobiologischen Forschungsergebnissen orientiert und damit ein bisschen anders als andere…. Denn die Erkenntnisse rund um Gehirnentwicklung und Bindung verändern und erweitern unser Wissen um die Entstehung von Traumatisierungen und pathogenen Belastungen weitreichend. Und damit auch die Möglichkeiten ihrer Heilung.
In diesem Wissen wurzeln die Prinzipien der Traumaarbeit, die ich Euch bei 3.0 vorstellen möchte. Sie zielen auf eine Belastungskonfrontation mit konsequenter Ressourcen-Versorgung der Grundbedürfnisse. Damit sich beruhigen kann, was in der Belastung verletzt wurde. Mit diesem roten Faden entsteht ein Vorgehen, das losgelöst vom Rahmen einer bestimmten Bearbeitungs-Technik funktioniert und sich dadurch optimal an der individuellen Situation der Kinder und Jugendlichen orientieren kann. Figurenspiel wird genauso einsetzbar wie Malen, Körperarbeit, Imagination oder bilaterale Stimulation, um die pathogen wirkenden Erfahrungen zu beruhigen.
Zur Ressourcenarbeit gehört dabei auch der aktive Einbezug des intuitiven Wissens der Patient:innen. Gleichwertig mit unserem Anwendungswissen, benötigen wir diese Intuition und Erfahrung der Kinder und Jugendlichen, um unser gemeinsames Boot gut auszustatten, die richtige Richtung einzuschlagen, Hindernisse zu umschiffen und uns sicher durch den Sturm zu bringen. Dadurch entsteht beim Team Patient:in/Therapeut:in ein geteiltes, tiefes Verständnis für den ablaufenden Heilungs- und Bearbeitungsprozess. Und das über die gesamte Planung und Durchführung der Therapie hinweg. Das erhöht nicht nur die Effektivität gravierend, sondern stärkt die Selbstwirksamkeit und den Selbstwert der Kinder und Jugendlichen quasi nebenbei. Durch das gesamte Vorgehen erreichen wir eine hohe Flexibilität und bekommen als Therapeut:innen die beruhigende Sicherheit, allen Herausforderungen gelassen und sicher im Team begegnen zu können.
Die Seminare auf dieser Seite, ergänzt um die Basiswissen-Seminare zu Trauma und Dissoziation, bilden eine umfassende Traumaausbildung, hier auch noch einmal bildlich zu sehen. Die ist bei Therapie 3.0 rein inhaltlich zu verstehen: Die Seminare geben das Handwerkszeug, um therapeutisch mit allen Formen von Trauma arbeiten zu können. Eine Zertifizierung gibt es nicht, dafür aber eine flexible Seminarwahl (je nach Vorwissen) und kein Zwang zu Vollständigkeit. Das Seminarangebot kann zusätzlich um Fallsupervision im Einzel- oder Gruppenformat ergänzt werden.
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Alles über die einzelnen Seminare finden Sie unten. Die aktuell buchbaren Seminartermine gibt`s auf dem Anmeldebogen.
WO und WIE | Für WEN
Alle Seminare dauern von 10.00 bis 18.00 Uhr, mehrtägige Seminare am letzten Tag von 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr (jeweils 8 UE). Die Seminare finden entweder im Forum La Vida in Köln Bayenthal (Bernhardstr. 15) oder Online statt (s. aktueller Anmeldebogen). Die Kosten betragen 270 € pro Präsenz-Seminartag oder 230 € pro Online-Seminartag (220 € bzw. 170 € für Therapeut:innen in Ausbildung).
Bei den Präsenz-Seminaren ist die Verpflegung im Preis inbegriffen. Diese besteht aus Getränken sowie einem leichten Mittagessen und Zwischensnacks in den Pausen (alle Mahlzeiten auch mit vegetarischem/veganem und glutenfreiem Angebot).
Fortbildungspunkte werden für alle Seminare bei der Psychotherapeutenkammer NRW beantragt.
Für WEN
Die Seminare richten sich an alle, die therapeutisch oder beratend mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Teilweise sind die Seminare auch für Kolleg:innen aus dem Erwachsenenbereich geeignet (jeweils vermerkt).
Für Teams aus Jugendhilfe, Schule oder Kitas sind Inhouse-Seminare buchbar. Die jeweiligen Inhalte werden individuell abgesprochen. Kosten s. u. www.praxis-wulf.de/fortbildung.
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Traumaarbeit - Los geht´s!
Arbeit mit Trauma und pathogenen Erinnerungen
Seit meiner Traumaausbildung erlebe ich, wie positiv sich die Arbeit an Trauma und pathogenen Erinnerungen auf viele Therapieverläufe auswirkt! Und das nicht nur bei diagnostizierter PTBS.
Ob Zwänge, Essstörungen, Störungen des Sozialverhaltens, Phobien oder soziale Ängste – häufig liegen belastende Erlebnisse, sogenannte pathogene Erinnerungen, am Beginn und im Kern dieser Symptombilder. Beruhigt man solche Erinnerungen durch Traumaarbeit, vermindern sich die Symptome und andere Interventionen können ihre positive Wirkung viel besser entfalten.
Inhalte des Seminares sind:
Eingeladen sind alle, die therapeutisch mit Kindern- und Jugendlichen arbeiten, egal, ob mit oder ohne Traumaausbildung. Bitte beachten Sie: In diesem Seminar geht es ausschließlich um die sog. einfachen Traumatisierungen (keine Komplex- bzw. Bindungstraumatisierungen!). Das Grundlagenwissen für dieses Seminar gibt's bei "Basiswissen Trauma" (optional). Das Seminar findet dreitägig in Präsenz statt.
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Traumaarbeit – Jetzt wird´s komplexer!
Konfrontation bei Entwicklungs- und Komplextrauma
Aber wann wird es denn eigentlich komplexer bei der Traumabearbeitung? Als gemeinsamer Nenner wirkt vor allem eins – wenn basale Ressourcen, die für jede Traumaarbeit notwendig sind, nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen:
Ein ausreichend sicheres Bindungserleben, ein ausreichendes Kontroll- und Sicherheitsgefühl, ein grundsätzliches Selbstwirksamkeitserleben und ein ausreichend gutes Selbstwertgefühl. Werden diese Grundbedürfnisse im frühen Kindesalter nicht ausreichend gestillt oder immer wieder verletzt, entstehen sogenannte Entwicklungstraumatisierungen. Und genau dann wird es komplexer in der Traumaarbeit:
Denn sowohl die Traumakonfrontation mit diesen frühen Erlebnissen, als auch die Arbeit an späteren Traumatisierungen benötigt ein Grundmaß dieser Ressourcen. Beginnen wir die Traumakonfrontation bei diesen Patient:innen ohne diese Voraussetzung, setzen wir sie dem Risiko einer Destabilisierung und Retraumatisierung aus. Starten wir dagegen erst nach der Stabilisierung dieser grundsätzlichen Ressourcen (s. u. Wenn’s nicht weitergeht - #Entwicklungstrauma *), steht auch bei diesen Patient:innen einer erfolgreichen Traumakonfrontation nichts im Weg. Allerdings sollten wir auch dabei noch ein paar Dinge beachten. Und um die geht es in diesem Seminar. Wie immer bei Anwendungsseminaren auch anhand von Fallbeispielen und Videos:
Das Seminar richtet sich an alle, die therapeutisch oder beratend mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Inhaltliche Voraussetzung ist, dass Ihr bereits Erfahrung mit Traumaarbeit habt oder im Seminar „Traumaarbeit – Los geht’s!“ wart.
Mehr Basiswissen zu Trauma und Dissoziation gibt es außerdem in den Basisseminaren.
*Um die notwendigen Ressourcen im Vorfeld aus- bzw. aufzubauen, benötigt es einiges an theoretischem und praktischem Wissen über Entwicklungs- bzw. Komplextrauma. Diese Inhalte finden sich im Seminar „Wenn’s nicht weitergeht – #Entwicklungstrauma“. In diesem Seminar dreht sich alles um Entstehung, Diagnostik, Anamnese, Beziehungsaufbau, Stabilisierung und Ressourcenaufbau bei frühen Bindungsverletzungen.
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Wenn’s nicht weitergeht - #Entwicklungstrauma
Immer wieder stagnieren therapeutische Prozesse oder gestalten sich zäh und schwierig. Bei der Frage nach den Ursachen stellen wir dann oft unsere eigene Kompetenz oder die Motivation bzw. Passung der Patient:innen in Frage. Dabei gibt es häufig eine viel näherliegende Erklärung: #Entwicklungstrauma.
Denn seit langem zeigt uns die Forschung, wie hoch die Zahl der Menschen ist, die unter schweren (Bindungs-)Belastungen aus ihrer Kindheit leiden. Die bahnbrechende ACE-Studie von Felitti (Felitti et al, 1998) und ihre zahlreichen Folgestudien beziffern die Häufigkeit dieser Einflüsse durchweg auf 50-75% in der Allgemeinbevölkerung – auch in Deutschland (Witt et al, 2019). Diese Studien zeigen konsistent, dass frühe belastende familiäre (Bindungs-) Erfahrungen massive Folgen für die psychische und körperliche Gesundheit nach sich ziehen. Schon 1992 hat die Forschergruppe um Judith Herman und Bessel van der Kolk versucht, die „Entwicklungstrauma-Störung“ (van der Kolk, 2009) in den Klassifikationssystemen zu verankern. Bis heute vergeblich. Im ICD 11 trägt nun die Diagnose Komplextrauma diesen Überlegungen Rechnung. Jedoch ohne all die zu erfassen, die unter frühen Bindungsbelastungen leiden, ohne PTBS-Symptome zu zeigen. Und bis heute findet auch in der therapeutischen Arbeit der Zusammenhang zwischen realen frühen Entwicklungsbelastung und aktuellen Symptomen wenig Beachtung. Obwohl die Forschung zeigt, dass Symptombilder wie schwere Depressionen, soziale Ängste, emotionale Instabilität, Sucht oder Essstörungen als direkte Konsequenzen genau solcher Entwicklungsbelastungen verstanden werden können. Beachten wir diesen Zusammenhang in der Pathogenese nicht, steigt daher auch die Wahrscheinlichkeit, dass es in der Therapie nicht so richtig weitergeht.
Integrieren wir dagegen dieses Wissen in unsere Arbeit, ergibt sich schon ein völlig verändertes Symptomverständnis: Symptome werden verstehbar als logische Schutzmechanismen, die nach erlebten Verletzungen vor weiterem Schaden bewahren sollen. Und je früher solche Schutzmechanismen notwendig waren, desto stärker sind sie neurobiologisch und damit in der Wahrnehmung und im Verhalten eines Menschen verankert. Damit muss sich auch die therapeutische Arbeit anders ausrichten. Statt einer direkten Einwirkung auf die Symptome richtet sich die Behandlung in der Konsequenz auf den Aus- und Aufbau konkreter Ressourcen für diese frühen und bis heute andauernden Verletzungen. So, dass die Schutzmechanismen zunehmend überflüssig werden dürfen.
Im Seminar beschäftigen wir uns mit den Fragen:
Das Seminar richtet sich an alle, die therapeutisch oder beratend mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Aber auch Kolleg:innen aus dem Erwachsenenbereich sind herzlich eingeladen, da die vermittelten Inhalte auch für ihre Arbeit äußerst relevant und nahezu unverändert anwendbar sind.
Ergänzendes Basiswissen zu Trauma und Dissoziation gibt es hier.
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